Ein Überblick über das Marktangebot und seine Neuigkeiten zeigt schnell, daß seitens der einschlägigen Industrie in der Hauptsache exotische Membranmaterialien und ausgefallene Gehäuseformen als moderne Weiterentwicklungen dem interessierten Musikliebhaber angeboten werden.
Beide „Features“ schaffen allerdings in der Regel mindestens genauso viele neue Probleme, wie sie alte Probleme zu lösen vorgeben. Exotische Membranmaterialien unterliegen, wie so vieles im Hifi-Bereich, saisonmässig wechselnden Moden.
Mittlerweile gibt es wohl kein denkbares formbares Material, das nicht schon in irgendeiner Form als Membranmaterial zumindest versuchsweise benutzt worden ist.
Dabei wird auch nicht beispielsweise vor seltenen Leichtmetallen, Edelmetallen (Gold), Keramik, Chitin und Diamanten halt gemacht. In der Hauptsache wird auf die Steifigkeit der Membran geachtet; das daraus resultierende ungünstige Resonanzverhalten am oberen Übertragungsbereichsende verspricht man sich mit Hilfe steilflankiger Frequenzweichen zu vermeiden.
Das dies ein Trugschluss ist, hat sich allerdings mittlerweile schon herumgesprochen. Die entsprechenden Resonanzen können z.B. durch Summenfrequenzen, deren Komponenten innerhalb des Übertragungsbereiches angesiedelt sind, problemlos angeregt werden.
Interessanterweise wird daher bei wirklich hochwertigen Lautsprechern immer wieder, zumindest wenn Breitbandigkeit und ein ausgewogenes Verhältnis aller anderen klangrelevanten Parameter gefordert ist, auf Zellulose-Papier-Membranen in ihren vielfältigen Anwendungs- und Ausführungsformen zurückgegriffen.Das hat natürlich seinen Grund. Bei kaum einem anderen Material lassen sich bestimmte Parameter auch nach der Rohfertigung individuell einstellen, bzw. auf der Membran bestimmte Dämpfungswerte und Eigenschaften an definierten Orten der Membran festlegen.
Zu den verwendeten Gehäuseformen lässt sich bemerken, daß diese heute fast immer einen Kompromiss zwischen akustischen und ästhetischen Anforderungen darstellen.
Lautsprecherboxen werden in der Regel als Möbelstück betrachtet, die sich den Vorstellungen der jeweiligen (Mit)Bewohner des Hörraumes unterzu ordnen haben.Nicht immer werden dabei die akustischen Anforderungen in angemessener Weise berücksichtigt, sondern müssen sich zum Teil den herrschenden Modetrends mehr als deutlich unterordnen.
Beide oben angeführten Konstruktionsmerkmale haben daher in der Vergangenheit nicht grundsätzlich zu einer deutlichen Verbesserung der allgemeinen Wiedergabegüte der Lautsprecherboxen geführt, sondern nur zu Variationen eines Themas.Membranmaterial und Gehäuseform sind fast ausschließlich Modeerscheinungen, die darüber augen- und ohrenscheinlich hinwegtäuschen, dass sich im Grunde genommen zumindest in den letzten zwanzig Jahren sich bei der Lautsprecherwiedergabe qualitativ nur sehr wenig geändert hat.
Nach (nicht nur) unserer Auffassung sind die limitierenden Faktoren bei üblichen Lautsprecherboxen das Dynamik-, Impuls- und Klirrverhalten.
Ursache ist fast immer das Verlassen eines genau definierten linearen Bereichs, sei es Magnetfeld, Schwingspulenwiderstand oder Federweg der Membraneinspannung. Ein Ansatz für eine Verbesserung könnte daher in der radikalen Ausweitung des möglichen Arbeitsbereiches liegen – durch Überdimensionierung.Alle anderen Komponenten innerhalb einer Musikwiedergabekette liegen in den genannten Bereichen zumindest messtechnisch qualitativ weit über den Lautsprecherboxen (abgesehen natürlich von analogen Tonabnehmern für die Wiedergabe von Vinyl-Schallplatten).Überschaut man die Vielzahl der Konstruktionsprinzipien im Lautsprecherbereich, so fällt auf, dass einige Prinzipien in Teilaspekten bestimmte klanglich Vorteile gegenüber anderen Prinzipien haben .
So waren zum Beispiel Hornkonstruktionen bei der Wiedergabe von (grob)dynamischen Signalen gegenüber z. B. Flächenstrahlern oder üblichen elektrodynamischen Chassis klar im Vorteil, während z. B. Homogenität des Klangbildes und Verfärbungsfreiheit eher Domänen der konkurrierenden Prinzipien waren.Auf der anderen Seite sind Dynamik und Impulsverhalten gerade die Parameter, die letztendlich eine Heimwiedergabe von einer Live-Darbietung trennen .
Quelle: Olson " baffle shape and diffraction "